08.11.2019, 14:22 Uhr
Denkpause von Gemeinde gefordert: Weitere Bürgerinitiativen wollen bei Neubaugebieten in Ganderkesee mitreden
Von Thomas Deeken
Beim Thema Ausweisung von neuen Baugebieten – wie hier südlich der Oldenburger Straße in Ganderkesee – schließen sich drei weitere Bürgerinitiativen der Forderung der Grünen nach einer Denkpause an. Archivfoto: Thomas Deeken
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Ganderkesee. Die Ausweisung von neuen Baugebieten wird von zahlreichen Bürgern in der Gemeinde Ganderkesee kritisch gesehen. Jetzt haben sich drei weitere Bürgerinitiativen zu Wort gemeldet.
Die Grünen bekommen weiter Unterstützung bei ihrer Forderung, bei der Ausweisung von neuen Baugebieten in der Gemeinde Ganderkesee eine Denkpause einzulegen und zunächst einen Wohnraumentwicklungsplan erarbeiten zu lassen. Nach der Bürgerinitiative Heide-Schönemoor stehen jetzt auch die drei Bürgerinitiativen Altengraben/Schönemoor, Elmeloh und Trendelbuscher Weg hinter dem Vorschlag von Bündnis 90/Die Grünen. „Auch wir sehen, dass zahlreiche neue Baugebiete wie Pilze aus dem Boden schießen. Dabei wird auch kein Halt vor Außenbereichen gemacht. Das Landschaftsbild mit noch intakter Natur wird dabei unwiderruflich zerstört“, heißt es in einer Mitteilung von Sabine Schmöcker-Totzke, Willy Kroker und Willi Söhner.
Für Bürgerbeteiligung
Die drei Bürgerinitiativen würden sich nicht generell gegen neue Bauhaben stellen. Für sie spiele die Umsetzung und der Umgang mit betroffenen Bürgern eine wichtige Rolle. „Da wir diejenigen sind, die mit den Folgen ungehemmten Bauens leben müssen, ist es nur folgerichtig, uns in die konkreten Planungen mit einzubeziehen“, sagen die drei Initiativen-Sprecher. Es werde Zeit, dass Politik und Verwaltung „eine wirkliche Bürgerbeteiligung installieren“.
Auch mehr Verkehr
Für die bisher vorgelegten Planungen in den Bereichen Schierbrok/Stenum und Elmeloh bleibe völlig außen vor, dass gleichzeitig mit der Zerstörung der Umwelt durch eine Bauversiegelung auch der Verkehr immer weiter zunehmen würde. „Am Beispiel des Trendelbuscher Wegs mit zur Zeit mehr als 3300 Fahrzeugen täglich würde die Realisierung der Bauvorhaben Zahlen in der Größenordnung um die 4000 Fahrzeuge täglich bedeuten, weil der Trendelbuscher Weg immer noch die kürzeste Verbindung in Richtung Autobahn oder in Richtung Ganderkesee-Ort ist“, schätzt beispielsweise Willi Söhner von der Bürgerinitiative Trendelbuscher Weg.
Bürgerinitiativen begrüßen CDU-Ideen
Aus Sicht der Bürgerinitiativen würde der Antrag der Grünen anscheinend auch bei anderen Politikern Wirkung zeigen. Für Sabine Schmöcker-Totzke, Willy Kroker und Willi Söhner sei beispielsweise der Weg der Ganderkeseer Christdemokraten der richtige, zunächst einmal Möglichkeiten für Erweiterungsbauten, Schließen von Baulücken sowie Bauen in zweiter Reihe zu prüfen und eine „behutsame Siedlungsentwicklung“ zu betreiben, wie CDU-Fraktionschef Ralf Wessel formulierte. Es wäre begrüßenswert, wenn CDU und Grüne an einem Strang ziehen würden, zumal die CDU in ihrer Begründung die „berechtigten Belange der Umwelt und des Klimaschutzes“ hervorhebe. Es sei zu begrüßen, dass die Christdemokraten der Weiterentwicklung von bereits vorhandener Wohnbebauung den Vorrang vor der Erschließung neuer Wohngebiete im Außengebiet geben wolle, heißt es weiter in der Mitteilung der drei Initiativen im Gemeindenorden.
Kritik an SPD
Hart ins Gericht gehen die Bürgerinitiativen dagegen mit den Ganderkeseer Sozialdemokraten. Auch wenn die SPD wie jüngst in Heide bei einem Besuch Interesse gezeigt habe, die Meinung der betroffenen Bürger zu hören, so gebe es doch keinerlei Signale dafür, „dass dieses gezeigte Interesse zu inhaltlichen Konsequenzen führt, denn eine konkrete Umsetzung auf Gemeindegebiet im Rathaus bleibt bisher aus“. Daher der Appell aus dem Norden der Gemeinde: Die SPD solle endlich Ernst machen mit Umweltschutz, Klimaschutz und mit der notwendigen Bürgerbeteiligung bei Bauvorhaben in der Gemeinde. „Es wird Zeit, dass die SPD endlich aufwacht“, so die drei Sprecher der Bürgerinitiativen.
Für eine lebenswerte Zukunft
Die im Gemeinderat vertretenen Parteien sollten die konkreten Probleme in der Gemeinde Ganderkesee kennen, parteipolitische Überlegungen hintanstellen und im Sinne der Bürger an einem Strang ziehen. „Schließlich geht es um die lebenswerte Zukunft in unserer Gemeinde.“
Für sachliche Dialoge
Vor Kurzem hatte sich auch die Bürgerinitiative Heide-Schönemoor zu diesem Thema zu Wort gemeldet. Nach ihrer Auffassung müssten die Parteien aufgrund der Tragweite der Entscheidungen mehr überparteilich miteinander kommunizieren und sachliche Dialoge anstreben. Die Initiative würde es begrüßen, wenn die Ratsmitglieder und die Verwaltung ein gemeinsames und nachhaltiges Entwicklungskonzept zum tatsächlichen Wohl ihrer Einwohner erarbeiten und bis dahin auf die Ausweisung weiterer Neubaugebiete verzichten würden, teilte Sprecherin Sarah Kleesiek mit.
Quelle: DK online